Wie du dich optimal auf deinen ganz persönlichen Jakobsweg vorbereitest
- Daniel

- 28. Sept. 2020
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Dez. 2022
Einen Jakobsweg zu gehen, ist etwas Großartiges. Der erste Schritt auf dem Weg nach Santiago de Compostela ist die Vorbereitung. Hier erfährst du, auf welche Dinge du achten solltest, damit deine Reise etwas Besonderes wird.

Es gibt unzählige Motivationen, sich für das Gehen eines Jakobswegs zu entscheiden. Für die einen geht es um Trauerbewältigung, andere möchten zu sich finden und wieder andere lieben schlicht das Wandern. Auch wenn das Pilgern im Ursprung für viele Menschen religiöse Gründe hat, erfreuen sich die Caminos inzwischen auch bei vielen Wanderern großer Beliebtheit. Aus welcher Intension auch immer du dich auf deinen ganz persönlichen Jakobsweg begibst, sei gut vorbereitet, damit auf der Strecke keine unangenehmen Überraschungen auftreten und du deine Zeit nicht mit dem Beheben vorher vermeidbarer Fehler vergeuden musst.
Grundsätzlich gilt, dass jeder Jakobsweg eine Fernwanderung ist. Das heißt, du läufst mehrere Tage oder Wochen und bist Selbstversorger. Nur du weißt, was du deinem Körper zutraust und kennst deine persönliche Konstitution. Daher gibt es keine pauschale Antwort und kein Richtig oder Falsch. Somit ist meine Einschätzung in weiten Teilen subjektiv, kann dir aber wertvolle Tipps liefern.
Welchen Jakobsweg soll ich gehen?
Die bekanntesten Jakobswege führen durch Spanien, Portugal oder Frankreich und enden alle in Santiago de Compostela / Galizien. Ziel der Pilgerreise ist die Kathedrale, die über dem Grab von Apostel Jakobus errichtet wurde und ist somit ein Wallfahrtsort für gläubige Christen. Auch wenn du kein Christ bist, kannst du natürlich den Weg gehen, solltest jedoch dem religiösen Hintergrund der meisten Pilger mit Respekt begegnen.
Für welchen Weg du dich entscheidest, hängt zum einen davon ab, wie viele Kilometer zu Fuß du dir in welcher Zeit zutraust. Hast du mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate zur Verfügung, kannst du dir getrost einen der großen vornehmen. Etwa die Hälfte entscheidet sich für den Camino Francés. Mit 800 km ist er einer der längsten Pilgerwege und startet, wie der Name vermuten lässt, in Frankreich. Gründe für diesen Weg sind, dass die Infrastruktur gut ausgebaut ist, der Weg als leicht gilt und auch unerfahrene Wanderer diesen gut schaffen, es viele Unterkünfte gibt und du viele Pilger triffst. Allerdings ist letzteres auch der Grund, warum immer mehr auf einen anderen ausweichen, denn auf dieser Strecke ist viel los. Wer Ruhe sucht, wählt lieber eine Alternative.
Der Camino Primitivo gilt als der ursprüngliche Jakobsweg und ist mit 310 km ein eher kurzer, gilt allerdings als schwer und sollte nur von dir gewählt werden, wenn du Erfahrung im Fernwandern hast, da viele Höhenmeter überwunden werden müssen. Dafür findest du die Einsamkeit, die sich viele Pilger wünschen, denn nur etwa 5 % wagen sich an diesen heran.
Einen guten Kompromiss stellt der Camino Portugues dar. Hier startest du in Porto und läufst die ersten Tage am Atlantik Richtung Norden, bevor du in die spanischen Berge abbiegst. Die Länge wird meist mit 250 km angegeben, du solltest allerdings mit 300 km rechnen, wenn du direkt in Porto startest. Dieser Weg ist ideal für kurze Pilgerreisen und gilt ebenfalls als einfach.
Wie lange muss ich einplanen?
Wie lange du laufen wirst, hängt natürlich davon ab, wie viel du am Tag laufen möchtest und für welchen Weg du dich entscheidest. Üblicherweise plant man für den Francés 5 Wochen ein. Den Primitivo laufen die meisten in 2-3 Wochen und für der Portugues lassen sich die meisten 2 Wochen Zeit.
Wie lang sollten meine Tagesetappen sein?
Ungeübte Wanderer sollten Tagesetappen zwischen 15 und 25 Kilometer wählen, je nach Höhenprofil und Schwierigkeit. Abhängig davon, ob du alle paar Tage eine Pause einlegen möchtest, errechnet sich somit die Gesamtzeit deiner Pilgerreise. Wer gut trainiert ist und Erfahrung im Wandern hat, kann aber auch 40 km oder mehr pro Tag laufen. Ich selbst bin den Portugues in 7 Tagen gelaufen.
Was sollte ich mitnehmen?
Weniger ist mehr!

Die Wahl deiner Ausrüstung ist entscheidend für dein Wohlbefinden unterwegs. Ein zu schwerer Rucksack behindert dich auf Dauer, denn hier zählt jedes Gramm. Das A und O ist das richtige Schuhwerk. Für die meisten Pilgerwege gilt: Lass dicke Wanderschuhe zu Hause und wähle eher bequeme Laufschuhe, denn du bewältigst keine Bergbesteigung. In der Regel läufst du auf Schotter- und gut begehbaren Feldwegen sowie auf Asphalt. Die meisten Pilger schlafen in Herbergen, die besonders auf die Anforderungen von Peregrinos abgestimmt sind. Wer das Abenteuer und die Natur liebt, packt sich ein Zelt, einen Schlafsack und eine Isomatte ein. Magst du es etwas komfortabler, kannst du diese Utensilien getrost zu Hause lassen, denn du schläfst in richtigen Betten.
Wähle einen Rucksack mit angenehmem Tragekomfort. Achte auf eine gute Polsterung an den Schultern, den Hüften und am Rücken. Um unnötiges Schwitzen zu vermeiden, sollte die Rückenpartie gut belüftet sein. Die Größe des Rucksacks ist ein spannender Punkt. Sei dir dessen bewusst, dass du keinen All-inclusive-Urlaub buchst, sondern spartanisch unterwegs bist. Ich empfehle dir ein Volumen zwischen 30 und 45 Litern. In diese Größe passt alles rein, was du wirklich benötigst. Verzichte auf täglich neue Outfits, du schleppst dich sonst dumm und dämlich. Funktionsshirt, Hose, Socken, Unterwäsche – alles in doppelter Ausführung. Abends wäschst du die am Tag getragenen Kleidungsstücke. Somit sparst du dir eine Menge Ballast.
Neben Flipflops für die Dusche und das bequeme Laufen am Abend, solltest du unbedingt an die wichtigsten Hygieneartikel denken. Beschränke dich auch hier auf das Nötigste. Ein Erste-Hilfe-Set und Fußpflegeartikel sind ein Muss. Hirschtalgcreme für die Füße, Blasenpflaster und Wundsalbe sind elementare Utensilien. Hast du einen leichten Schlaf, vergiss nicht Oropax einzupacken. Außerdem mitnehmen solltest du ein Handtuch, eine Powerbank und ein Ladekabel. Für kühlere und nasse Tage bist du mit einem Fleecepullover und einer Regenjacke bzw. einem Poncho gut gewappnet. Das alles sollte in deiinen Rucksack passen.
Wie verpflege ich mich?
Auf den beliebten Wegen findest du wie bereits oben beschrieben eine gut ausgebaute Infrastruktur. Du kommst spätestens alle paar Stunden durch einen Ort oder ein Dorf und hast regelmäßigen Zugang zu Supermärkten und Einkaufsmöglichkeiten. Verzichte also auf unnötig viel Wasser und kaufe es lieber unterwegs oder fülle deine Flasche an Trinkbrunnen auf. Schläfst du in Herbergen, hast du Abendessen und Frühstück inklusive. Tagsüber hilft dir ein Lunchpaket oder der örtliche Bäcker. Du wirst nicht verhungern. Erinnere dich immer daran – jedes unnötige Gramm Gewicht wird dich auf Dauer stören.
Wo schlafe ich?
Wie bereits erwähnt, schlafen die meisten in Herbergen. Diese gibt es wie Sand am Meer. Ich empfehle dir im Vorfeld die Buen Camino App runterzuladen. Hier findest du neben einer detaillierten Streckenansicht die Unterkünfte in den jeweiligen Orten, die du auf deinem Weg passieren wirst. Es reicht oftmals rechtzeitig da zu sein (vor 18 Uhr), dann bekommst du auch einen Schlafplatz oder läufst einige Meter zur nächsten Unterkunft. Preislich ist diese Form der Übernachtung am lukrativsten, denn du bekommst im Schnitt für 12-20 Euro einen Schlafplatz. Oftmals kannst du für ein geringes Aufgeld die Waschmaschine nutzen. Alternativ findest du auf deinem Weg Waschsalons, in denen du deine Pause verbringen und nebenbei einmal alles durchwaschen kannst.
Wer es komfortabler haben möchte, schläft in Hotels oder Pensionen. Hier solltest du aber mindestens mit dem doppelten Preis rechnen, hast dafür jedoch den Komfort eines Einzel- bzw. Doppelzimmers und schläfst nicht in Schlafsälen.
Auch die dritte Variante habe ich bereits kurz erwähnt. Du kannst auch unter freiem Himmel bzw. in einem Zelt schlafen. Informiere dich aber bitte vorher, wo das unter welchen Voraussetzungen erlaubt ist, denn in vielen Ländern ist das Wildcampen inzwischen verboten.
Wo bekomme ich meine Compostela?
Bist du deinen ganz persönlichen Pilgerweg gegangen, kommst du an der Kathedrale in Santiago de Compostela an. Auch wenn ich persönlich die Meinung teile, dass ein echter Pilger keine Urkunde braucht, finde ich diese als Erinnerung sehr schön. An 7 Tagen die Woche kannst du dir im Pilgerbüro deine Urkunde abholen. Hier findest du die genaue Adresse sowie die Öffnungszeiten.
WICHTIG: Du bekommst die Compostela nur, wenn du nachweisen kannst, dass du den Pilgerweg auch wirklich gegangen oder mit dem Rad gefahren bist. Besorge dir im Vorfeld einen Pilgerpass. In diesem sammelst du täglich mindestens zwei Stempel. Diese bekommst du in Cafés, Unterkünften, Bäckereien oder Kirchen und Kapellen. Die lückenlose Dokumentation wird geprüft – erst dann bekommst du deine Urkunde ausgehändigt. Plane besonders an Nachmittagen Zeit ein, denn hier treffen sich alle Pilger der unterschiedlichen Caminos.
Wenn du noch Zeit hast...
...solltest du die Möglichkeit in Betracht ziehen, diese am Kap Finsterre zu verbringen. Sofern du noch gut zu Fuß bist, kannst du die 85 km lange Strecke laufen, ansonsten bringt dich ein Bus dort hin. Dieser Ort am Atlantik ist perfekt dafür, die letzten Tage und Wochen Revue passieren zu lassen und dich bzw. deinen Körper von der Reise zu erholen. Viele Pilger nutzen diese Möglichkeit, um das, was sie erlebt haben, zu verarbeiten bzw. ihrer Reise einen schönen Abschluss zu verleihen.





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